Heute vor genau 75 Jahren, am 1. September 1946, erfolgte die Grundsteinlegung für die Pfarrkirche Patrona Bavariae in Neusorg. Sie wurde gebaut in einer Zeit geprägt von Entbehrungen, der Zweite Weltkrieg war erst ein Jahr vorüber. Der massive, vor 75 Jahren festgemauerte Grundstein des Gotteshauses, befindet sich im Eingang zur Pfarrkirche Patrona Bavariae durch den Kirchturm.

Schicksals-Nacht als Geburtsstunde

Die Vorgeschichte zur Errichtung der Pfarrkirche kennen wahrscheinlich nur wenige. Der aus Neusorg stammende und inzwischen verstorbene Priester Hans Höss bezeichnete die Nacht vom 19. auf den 20. April 1945 als Schicksals-Nacht. Sie war zugleich die Geburtsstunde der Kirche. Neusorg sollte von den Amerikanern zerstört werden: Dies erfuhr Hans Höss als Batallionsmelder im Volkssturm aus geheimen Informationen.

Vor dem im Keller des Pfarrhauses versteckten Allerheiligsten gelobte der damalige Pfarrer Michael Mulzer, eine neue große Kirche zu erbauen, wenn Neusorg von der Zerstörung verschont bleiben sollte. Diese sollte unter den Schutz der Patrona Bavariae gestellt werden. Pfarrer Mulzers Bitte wurde erhört und die Amerikaner zogen am 20. April 1945 in Neusorg ein ohne die Ortschaft zu zerstören.

Zunächst kein geeigneter Bauplatz

Bei den Planungen für das neue Gotteshaus gelang es jedoch trotz intensiver Bemühungen nicht, einen geeigneten Bauplatz zu finden. Damals, so wurde es überliefert, kam ein Mädchen namens Dora ins Pfarrhaus und gelobte: „Ich opfere mein Leben, wenn es doch noch etwas wird.“ Pfarrer Mulzer entgegnete dem Mädchen, so etwas dürfe man nicht sagen, denn Gott nehme es ernst, was jemand verspricht. Die Platzfrage für die neue Pfarrkirche wurde zur Zufriedenheit aller geklärt. Am 1. September 1946 läuteten die Glocken der alten Pfarrkirche Sankt Josef zur Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus Patrona Bavariae. Dekan Josef Bücherl aus Wunsiedel nahm damals die Segnung des Grundsteins vor. Das Glockengeläut bedeutete aber gleichzeitig die Sterbeglocken für das Mädchen Dora. Zur selben Stunde starb sie im Krankenhaus Bayreuth an einer Typhuserkrankung. Pfarrer Hans Höss nannte diesen mysteriösen Umstand damals „Das Leben im Grundstein“.